Psoriasis(-Arthritis)
So stellt der Arzt die Diagnose
So stellt der Arzt die Diagnose
Der Arzt erkennt Schuppenflechte (Psoriasis) anhand der typischen Hautveränderungen: Die silbrig glänzenden Schuppen und die roten Flecken weisen meist eindeutig auf diese Diagnose hin. Neben einer körperlichen Untersuchung und speziellen Messverfahren wie PASI (Psoriasis Area and Severity Index) oder DLQI (Dermatologischer Lebensqualitäts-Index) sind manchmal aber auch Laboruntersuchungen notwendig. Bei einer Psoriasis-Arthritis können zudem bildgebende Verfahren die Diagnose sichern und Aussagen über den Schweregrad der Erkrankung liefern.
Erster Schritt bei der Diagnose von Schuppenflechte ist die Anamnese. Das heißt, der Arzt befragt den Patienten beispielsweise nach
Dem Arzt sollte ebenfalls mitgeteilt werden, ob Begleiterkrankungen wie z.B. Bluthochdruck vorliegen und Medikamente eingenommen werden. Durch die gewonnenen Erkenntnisse kann der Arzt die Beschwerden besser einschätzen und über weitere Diagnosemöglichkeiten bei Psoriasis entscheiden.
Zu Beginn der körperlichen Untersuchung begutachtet der Hautarzt die fleckenförmigen, entzündeten Hautveränderungen (sogenannte Plaques) ganz genau. Patienten sollten den untersuchenden Arzt auf versteckte Stellen hinweisen. So können sich Plaques beispielsweise auf der Kopfhaut, am Bauchnabel oder im Po- und Genitalbereich verbergen. Auch Finger- und Fußnägel wird sich der Hautarzt ansehen, da eine Nagelpsoriasis bei vielen Betroffenen zusätzlich zu den schuppenden Hautbereichen auftritt.
Bei Verdacht auf Psoriasis kann der Dermatologe die schuppigen Plaques vorsichtig mit einem Holzspatel abschaben. Zeigen sich dann folgende Erscheinungsbilder, kann die Diagnose Schuppenflechte gestellt werden:
In Einzelfällen veranlasst der Hautarzt zur Absicherung der Diagnose Schuppenflechte die Analyse einer Gewebeprobe (Biopsie). Hierzu entnimmt er unter örtlicher Betäubung eine kleine Hautprobe, die dann unter dem Mikroskop auf die Psoriasis-typischen Veränderungen untersucht wird.
Laien können die Symptome von Schuppenflechte mit einem Ekzem oder einer Pilzinfektion der Haut verwechseln. Deshalb sollte man bei Rötungen der Haut, Juckreiz und Schuppen unbedingt zum Facharzt gehen.
Bei bis zu vierzig Prozent aller Schuppenflechte-Patienten kommt nach einigen Jahren zudem eine entzündliche Gelenkerkrankung hinzu. Mediziner sprechen von einer Psoriasis-Arthritis.Typisch sind dann Schwellungen der Gelenke – vor allem der Finger und Zehen. Zudem können schon kleinere Bewegungen Schmerzen verursachen und Betroffene berichten von einer morgendlichen Steifheit ihrer Gelenke. Gerade bei Patienten, die bspw. an Nagelpsoriasis oder Schuppenflechte an der Kopfhaut leiden, ist das Risiko für eine Gelenkbeteiligung erhöht. Wenn Sie solche Symptome bemerken, sollten Sie daher unbedingt einen Arzt aufsuchen. Er stellt die Diagnose Psoriasis-Arthritis vor allem anhand einer ausführlichen Befragung sowie körperlichen Untersuchung (zum Beispiel im Hinblick auf Bewegungseinschränkungen oder Schmerzempfindlichkeiten bei Druck auf Gelenke).
Zusätzlich können bei Verdacht auf eine Psoriasis-Arthritis
zum Einsatz kommen, um die Diagnose zu sichern. Diese ist sehr wichtig, damit die Krankheit richtig behandelt und eine dauerhafte Schädigung der Gelenke verhindert werden kann.
Erschwert wird die Diagnose bei einer Psoriasis-Arthritis durch die Ähnlichkeit zu anderen entzündlich rheumatischen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis oder Morbus Bechterew. Umso wichtiger ist es, dass Hausärzte, Dermatologen und Rheumatologen bei der Diagnoserstellung eng zusammenarbeiten. Aber auch Sie als Patienten sollten aktiv mitarbeiten: Falls Sie bei sich Symptome bemerken, die dem Arzt nicht auffallen könnten, sollten Sie diese bei der körperlichen Untersuchung aktiv mitteilen.
Ärzte unterscheiden bei der Diagnose der Schuppenflechte die Schweregrade leichte Psoriasis und mittelschwere bis schwere Psoriasis.
Die Einteilung basiert auf international anerkannten Messverfahren, um den Schweregrad einer Schuppenflechte zu bestimmen. Die körperlichen Beschwerden werden oft mit dem Psoriasis Area and Severity Index (PASI) gemessen. Zudem lässt sich mit dem BSA-Test (Body Surface Area) grob der Anteil der Körperfläche erfassen, der von Psoriasis bedeckt ist. Die krankheitsbedingten Einschränkungen der Lebensqualität des Patienten ermittelt der Arzt mit dem Dermatologischen Lebensqualitäts-Index (DLQI).
Dabei erfolgt die Einstufung in leichte Psoriasis und mittelschwere bis schwere Psoriasis nach diesem Model:
Um den Schweregrad bei der Diagnose der Psoriasis realistisch bewerten zu können, sind Hautärzte darauf angewiesen, dass Patienten die Alltagsbelastungen ihrer Schuppenflechte-Erkrankung offen darlegen. Denn die Einteilung entscheidet über die weitere Behandlung: Je nach Schweregrad entscheiden Hautärzte, welche Medikamente und Wirkstoffe zum Einsatz kommen.
Die Einteilung kann die Lebenswirklichkeit von Patienten nur bedingt einfangen. Jeder Psoriasis-Patient entwickelt seine „eigene“ Schuppenflechte.
Schließlich lässt sich der Leidensdruck, der mit einer Schuppenflechte einhergeht, nicht messen – weder die Stigmatisierung noch die Diskriminierung, die viele Betroffene aufgrund der Schuppen und entzündlichen Plaques erleiden. Die negativen Auswirkungen auf Berufsleben, Alltag, Lebensplanung und Liebesbeziehungen, die sich im Laufe des Lebens anhäufen, sind kaum fassbar.
Neben PASI und DLQI verwenden Hautärzte auch den NAPSI-Fragebogen (Nail Psoriasis Severity Index). Mithilfe dieser sogenannten Scores lässt sich sowohl der Hautzustand als auch die Beeinträchtigung der Lebensqualität bestimmen. Bei der Diagnose und Einstufung von Psoriasis-Arthritis sollen außerdem die CASPAR-Kriterien (Classification Criteria for Psoriatic Arthritis) helfen. Je nach Ergebnis kann der Arzt zwischen unterschiedlichen Behandlungen wählen. Wie funktionieren die Scoring-Verfahren?
Mit dem BSA kann der Hautarzt den Prozentsatz der von Schuppenflechte befallenen Körperoberfläche messen. Als Faustformel gilt dabei, dass eine Handfläche (mit allen fünf Fingern) etwa einem Prozent der gesamten Hautoberfläche entspricht. Sind mehr als 10 Prozent betroffen, spricht das für eine schwere Form der Psoriasis.
Er ist das am häufigsten eingesetzte Messinstrument, um die Ausdehnung und Ausprägung der Schuppenflechte-Symptome zu beurteilen: der Psoriasis Area and Severity Index (PASI).
Zum einen wird der PASI zur Beurteilung des Schweregrades der Schuppenflechte verwendet – zum anderen lässt sich damit der Behandlungserfolg nachvollziehen.
Um den Schweregrad mithilfe des PASI-Verfahrens zu ermitteln, untersucht der behandelnde Hautarzt die Ausbreitung (Area) der Schuppenflechte. Dafür betrachtet er einzeln Kopf, Arme, Stamm und Beine.
Bei der Diagnose will der Arzt wissen, wie stark die Schuppenflechte ausgeprägt ist (Severity), dann bestimmt er die
Die folgende Grafik zeigt Beispiele für die Bewertung der Schuppenflechte beim PASI:
Das Ergebnis ist ein Wert zwischen 0 und 72, wobei Werte unter 10 für eine leichte Schuppenflechte-Form stehen und Werte über 10 für eine mittelschwere bis schwere Form der Erkrankung. So wird anhand des PASI der Schweregrad der Psoriasis bestimmt.
Ärzte greifen auch auf den PASI zurück, um zu ermitteln, inwiefern das gesetzte Behandlungsziel erreicht worden ist – der Rückgang der Hautveränderungen um mindestens 75 Prozent der ursprünglichen PASI-Messung (PASI 75-Ansprechen).
Zur Ermittlung des PASI-Ansprechens bestimmt der Arzt in bestimmten Zeitabständen den PASI-Wert. Das erste Messergebnis, etwa vor der Einnahme eines Medikaments, wird mit den Folgedaten verglichen. Wie stark sich die Psoriasis-Symptome verbessert haben, wird anschließend in Prozent ermittelt. Eine vollkommen symptomfreie Haut entspricht einem PASI 100-Ansprechen, also einer Reduzierung der Hautveränderungen durch die Schuppenflechte um 100 Prozent.
Die Schweregrad-Messung mit dem PASI berücksichtigt ausschließlich die äußerlich sichtbaren Auswirkungen der Schuppenflechte. Was der PASI hingegen nicht erfasst: die subjektiven Auswirkungen auf die Psyche und die Lebensqualität.
Da diese Auswirkungen von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein können und der Leidensdruck die Lebensqualität teilweise erheblich einschränkt, wird oftmals zusätzlich der Dermatologische Lebensqualitäts-Index (DLQI) eingesetzt, um auch diese Parameter bei der Bewertung des Schweregrades zu berücksichtigen.
Der DLQI-Fragebogen erfasst sowohl Einschränkungen, die durch die Erkrankung hervorgerufen werden, als auch solche, die infolge der Behandlung entstehen, und hilft dem Arzt bei der Feststellung des Schweregrades bei Schuppenflechte.
Berücksichtigt werden dabei Beeinträchtigungen
Insgesamt besteht der DLQI-Fragebogen aus zehn Fragen zu den genannten Lebensbereichen. Für jede Frage kann als Antwort ein Faktor zwischen 0 und 3 gewählt werden, wobei 3 „sehr stark“ bedeutet und 0 „gar nicht“. Am Ende erhält man einen Score (Ergebnis) zwischen 0 und 30. 0 steht für keine und 30 für eine sehr starke Beeinträchtigung der Lebensqualität durch Psoriasis.
Bei Menschen mit Nagelpsoriasis kann zusätzlich zum PASI-Verfahren der Nail Psoriasis Severity Index, kurz NAPSI, verwendet werden, um den Schweregrad der Schuppenflechte an Finger- und Fußnägeln zu beurteilen.
Der NAPSI ermittelt einen Wert für die Nagelveränderungen, die vom Nagelbett und von der Nagelmatrix (Wachstumszone) ausgehen. Hierzu wird jeder Nagel in vier imaginäre Felder eingeteilt. So lässt sich feststellen, welche Bereiche des jeweiligen Nagels betroffen sind. Jeder durch die Schuppenflechte veränderte Bereich kann jeweils einen Punkt für Veränderungen an Matrix und Nagelbett erhalten. So kommt man auf eine Summe zwischen 0 und 8 pro Nagel, wobei 8 für eine starke Veränderung des Nagels durch die Schuppenflechte steht.
Patienten mit Nagelpsoriasis entwickeln besonders häufig eine zusätzliche Gelenkbeteiligung (Psoriasis-Arthritis). Wurde Schuppenflechte an den Nägeln diagnostiziert, sollten daher auch auftretende Gelenkbeschwerden von einem Arzt abgeklärt werden.
Die Diagnose einer Psoriasis-Arthritis wird in der Praxis auch häufig durch die CASPAR-Klassifikationskriterien (Classification Criteria for Psoriatic Arthritis) unterstützt. Der Vorteil ist, dass diese schnell mit dem Patienten besprochen werden können. Demnach stuft der Arzt die Beschwerden dann als Psoriasis-Arthritis ein, wenn eine entzündliche, die Muskeln und das Skelett betreffende Erkrankung der Gelenke oder Wirbelsäule vorliegt und mindestens drei Punkte aus folgender Erhebung zutreffen:
Jeder dieser Faktoren wird mit einem Punkt bewertet, eine akute Psoriasis der Haut sogar mit zwei Punkten.
Die Punkte werden dann zusammengerechnet. Kommt der Arzt auf drei oder mehr Punkte, stellt er die Diagnose Psoriasis-Arthritis.